Die überqualifizierten Ostdeutschen
6. April 2007 Brandenburg Regional / Heidesee Journal Viele Ostdeutsche sind zu gut für ihre Arbeit. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Institutes für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).
Wie der Arbeitsmarktexperte Joachim Ragnitz vom IWH gegenüber der „Thüringer Allgemeinen“ erklärte, verfügen „deutlich mehr Ostdeutsche über eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie über Fachhochschul- und Hochschulabschlüsse als Westdeutsche. Der IWH-Studie nach gelten 30% aller Ostdeutschen im Alter von über 25 Jahren als hoch qualifiziert. In den alten Bundesländern sind es 23%. Während im Osten weniger als 7% über geringe Bildungsabschlüsse verfügen, sind es im Westen 17%.
Da auf dem Arbeitsmarkt aber vorrangig Stellen angeboten werden, die nur eine geringe Qualifikation erfordern und im Westen Deutschlands von ebenso gering qualifizierten Kräften besetzt werden, zerreiben sich in Ostdeutschland viele Menschen an der dauerhaften geistigen Unterforderung.
Wolfgang Ramhaupt, emeritierter Professor für Sozialpädagogik, rät Betroffenen zu einem gelasseneren Umgang: „Wer seine Arbeit als Job und Broterwerb begreift und seine Energien stattdessen mehr auf seine Partnerschaft konzentriert, hat mehr vom Leben.“ Sich naiver zu geben als man sei, habe schließlich noch niemandem geschadet. Andersherum sei es schon schwieriger und würde in der Folge vom bemitleidenswerten Typus des geistig unterversorgten Schablonendenkers zu der ebenso tragischen Figur eines Schauspielers führen. In jedem Fall aber sollen sich Betroffene ihre Würde bewahren, rät der Experte. nzt/ddp
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