Auszüge aus der Bindower Schulchronik
1928. Es mag vielleicht für spätere Zeiten von
Wert sein, einiges über den sittlichen Zustand der jetzigen Jugend zu
erfahren. Zum besseren Verständnis des folgenden mag noch gesagt sein, daß
Bindow augenblicklich 250 Einwohner zählt, die Väter zum Teil im Garten
arbeiten, die Kinder aber mit der Großstadtjugend so gut wie gar nicht in
engere Berührung kamen. Bei zwei fünfjährigen Kindern (Kinder, die jetzt,
1. April 1928, eingeschult wurden) ist von zwei Frauen zu gleicher Zeit
beobachtet worden, wie diese Kinder den Begattungsakt auf der Dorfaue
markierten, wobei das Mädchen der verführende Teil war. Der
Gesichtsausdruck des Mädchens zeigte dabei eine gar unanständliche
Wolllust. Der Junge ist das einzige Kind und lebt nur mit seinen Eltern
und der Großmutter im Hause. Der Vater ist wieder Beamter. Das Mädchen ist
die älteste Tochter eines hiesigen Kossäten (…) Es scheint fast –
und in einem Eisenbahnwagon sprach diesen Gedanken ein Vater einem andern
gegenüber aus – als ob die eine Blüte kindlicher Unschuld schon mit vier
Jahren vernichtet ist.
1928. Die schulentlassene Jugend betrachtet den Besuch von
öffentlichen Tanzvergnügen als eine Selbstverständlichkeit trotz
entgegen stehender Religionsvorschriften. Zum so genannten
Vereins-Vergnügen werden sogar Schulkinder, die noch nicht die Schule
besuchen, mitgebracht und die ganze Nacht dort behalten. Der Tag der
Einsegnung wird nicht mehr ernst und feierlich begangen, sondern ist für
die meisten Konfirmanten der Tag, an dem man seinen Kinderreichtum zeigen
und sich tüchtig betrinken kann.
1930. In diesem Jahr verschwand endlich der Abort, der vor der
Südseite der Scheune stand und wurde den Anforderungen der heutigen Zeit
entsprechend an die Nordseite der Scheune neu errichtet. Die alte Grube
des abgerissenen Aborts beabsichtigte sich der Stelleninhaber zu einem
Mistbeet herzurichten. Ein Behälter für die Abwässer wurde in genau
westlicher Richtung von der Pumpe im Garten gemauert und durch Rohre mit
einem Tropfloch, welches sich unter dem Pumpen-Aausflussrohr befindet,
verbunden. Nun endlich hat der Hof ein sauberes Aussehen gewonnen, nachdem
das alte Loch für Abwässer nebst der offenen, stets zugeschmutzten Rinne,
die sich beide auf dem Hof befanden und die Aborte verschwunden sind.
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Gutshaus Bindow (um 1925)

Strandcasino am Ziest-See
Bindow um 1928

Schulanfänger in der alten Bindower Dorfschule 1932

Dahme-Brücke in Bindow im Bau 1927/28

Weg zur Bindower Siedlung am Gut vorbei (zirka 1930)

Gasthaus " Tante Anna "

Bus-Wendeschleife Bindow-Süd (um 1970)

Bindow, Ernst-Thälmann-Straße Ecke Fasanenallee
1980-er Jahre
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