Ein Lehrer paukte mit 103 Kindern
Die alte Dorfschule von Prieros wurde zum Denkmal erklärt
7. Juli 1995 Die 1822 gebaute Dorfschule in Prieros ist heute denkmalgeschützt. Im Kern des Runddorfes steht sie versetzt hinter der Kirche – ein niedriges Haus mit Spitzgiebeln, Dachgauben und hohen Fenstern. Es ruht auf einem Fundament aus behauenen Feldsteinen.
Von dem Holzfachwerk unter dem Putz ist nichts mehr zu sehen. Aber an der Vorderwand ranken wieder Kletterpflanzen – ganz wie in den ursprünglichen Plänen. Den Platz vor der Schule bepflanzte Lehrer Ruden einst mit Akazien. Wie häufig zur damaligen Zeit, war der Lehrer gleichzeitig Bienenzüchter.
Die 103 Kinder aus den Gemeinden Prieros und Dolgenbrodt, die damals die Schule besuchten, wurden von nur einem Lehrer unterrichtet. Die Schüler paukten gemeinsam in einem Raum. Entsprechend des Alters wurde in Gruppen gelernt. Erst 1902 kam für die damals 160 Kinder ein zweiter Lehrer hinzu. Es wurde eine zweite Klasse eingerichtet.
Die Prieroser taten sich allzeit schwer mit den Lehrern ihrer Kinder. Als Friedrich Spielhagen – Küster, Kantor und Lehrer in einem – seine „Probe“ zu bestehen hatte, bekam er „den alten Großdünkel“ einiger Leute zu spüren. Der alten Schulchronik zufolge soll Schulvorsteher Krüger gesagt haben: „Prieros muß einen Lehrer haben, der fremde Sprachen kann und durchaus musikalisch ist.“
Wahrscheinlich meinte Krüger das Latein, was für den Kirchendienst erwünscht war. Denkbar wäre auch das Wendische, denn in manchem Kirchspiel wurde wegen der sorbischen Bevölkerung an Festtagen außer in Deutsch auch in deren Muttersprache gepredigt. Das Musikalische brauchte er als Kantor, der lauter zu singen hatte als die Gemeinde. Spielhagen blieb 34 Jahre im Amt in Prieros.
Doch die Regel war, daß die Lehrer in Prieros in schneller Folge wechselten. Der erste erwähnte Lehrer war Bartholomäus Lindow. Damals stand eine Schule an andrer Stelle. Lindow war am 6. Februar 1676 des nachts „alhir by der Fehre im Wasser um sein Leben kommen“. So vermerkt im Kirchenbuch von Gräbendorf.
Zwei Lehrer übten zugleich das Schneiderhandwerk aus. Denn: Vom Schulmeistergeld konnte keiner leben. Und lange blieb keiner am Ort. 1765, 1766 und 1767 „informieret“ jeweils ein anderer die Kinder. Johann Christian Wolff kam als „Ausländer aus der Königl. Weiter auf Seite 2»
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