Dolgenbrodt: Brandstifter wurde bezahlt (Fortsetzung)
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wird vorgeworfen, seinem Sohn bei der Herstellung der bei dem Anschlag verwendeten Molotowcocktails geholfen zu haben. Der Schichtleiter in einem Heizwerk habe außerdem das notwendige Heizöl besorgt. S. bestritt die Vorwürfe am Freitag vor dem Haftrichter. Am Mittwoch dieser Woche war bereits Haftbefehl gegen den damaligen „Dorfrechten“ Marko, Sohn von Hans-Jürgen S., erlassen worden. Dieser wurde ausgesetzt, da der 23jährige ein Geständnis ablegte, in dem er seinen Vater belastet hatte. Marko S. baute nach eigenen Aussagen gemeinsam mit Silvio J. die Brandsätze. Bereits vor zwei Wochen war der mutmaßliche Initiator des Anschlags, der 40jährige Blumenhändler Thomas O., in Untersuchungshaft genommen worden. Er soll Silvio J. 2 000 Mark als Belohnung für den Anschlag und dann mehrere tausend Mark Schweigegeld gezahlt haben. Thomas O. schweigt bis heute zu den Vorwürfen. „Er wird das aber unter dem Druck der neuerlichen Aussagen nicht mehr lange aufrecht halten können“, so Larres. O. wird derzeit von Dolgenbrodts Bürgermeister Kurt Pfannenschwarz verteidigt. Zwei Drittel der Gemeindevertreter haben Pfannenschwarz allerdings aufgefordert, die Verteidigung abzugeben. Diese wird demnächst der ehemalige Krenz-Anwalt Robert Unger übernehmen.
Der Verdacht, Dorfbewohner hätten für den Anschlag Geld gezahlt, hatte damals über Deutschland hinaus Aufsehen erregt. „Ein nicht wieder gutzumachender Schaden für das Ansehen des Landes“, fürchtete der brandenburgische Landtag. Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, zeigte sich entsetzt.
Silvio J. war im Januar 1996 in einem Revisionsverfahren vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) dann doch noch zu einer zweijährigen Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Quelle: Berliner Zeitung vom 01.02.1997
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