Die erste urkundliche Erwähnung von Prieros
Aus der Festanschrift zur 650 Jahrfeier, bearbeitet von Hein Schulz
29. Juli 2003 Die folgende Urkunde, im Original in lateinischer Sprache abgefaßt, erwähnt unser Dorf zum erstenmal. Es folgt die Übersetzung.
Dem zu verehrenden Herrn Fürsten, Herrn Waldemar, Markgraf von Brandenburg und Lausitz bin ich Reynhard von Strele, den Dienst in allen Dingen sowohl schuldig als auch dazu bereit. Ich habe Eure Hochherzigkeit bewogen, um. anzudeuten, daß ich nach reiflicher Überlegung meiner Freunde, meinem Geschwisterkind Johann, dem Sohn des Burchard, meines geliebten Bruders, meinethalben aus meinen Gütern 24 Mark während seines Lebens jährlich zu erhaltende Einkünfte, nämlich im D o r f e Prieros einunddreißig halbe Mark mit einer echtel Mark, in Dresemitz zweieinhalb Mark, aus dem Scharmützel-See 12 Mark, aus dem Utech-See 6 Mark und aus dem Selchower-See 3 Mark, aus dem Hulczensey-See 3 Mark und aus der Münzstätte in Beeskow 4 Mark, zugewiesen habe, unter der Bedingung, daß die oben erwähnten Güter nach Ablauf seines Lebens an mich oder meine erbenden Nachfolger zurückgehen müssen; ich erbitte unterwürfig und ergeben, Ihr wollet den erwähnten Johann mit diesen Gütern auf die obengenannte Weise belehnen, und Ihr wollet über dies sowohl dem erwähnten Johann als auch mir Urkunden aushändigen, was ich immer durch meine Dienste verdienen will.
Riedel, Codex diplomaticus Brandenburgensis I, Band 20, S. 341, Berlin 1861. Aus der Festanschrift zur 650 Jahrfeier, Bearbeitet von Hein Schulz
1314 bestand es also schon, und Reinhard von Strele konnte seinem Neffen Einkünfte aus unserem Dorfe vermachen. Die Strele (Strele heißt mittelhochdeutsch Sense; in ihrem Wappen führten sie drei nach oben gekehrte Sensenklingen) waren um die Mitte des 13. Jahrhunderts im Besitz der Burg Beeskow und später auch der Burg Storkow. Unter ihrer Herrschaft kamen deutsche Ansiedler ins Land, und so wird auch Prieros. dessen Anlage als Rundplatzdorf auf eine deutsche Siedlung hinweist, um diese Zeit von deutschen Siedlern um den heutigen Dorfplatz angelegt worden sein. Es handelt sich aber nicht um eine Neugründung, denn der alte Name ..Preroz" ist slawischen Ursprungs, und viele Flurnamen weisen aul eine ältere slawische Besiedlung hin. Wie häufig, wenn geschichtliche Quellen versiegen, hilft uns auch hier die Vorgeschichte weiter. So konnte A. Breithor in unserer Gegend viele Funde aus der Steinzeit. Bronzezeit, der germanischen Eisenzeit und dem Mittelalter tätigen. Eine beinahe lückenlose und sehr ergiebige Fundstelle war der Schadliska-Berg. Dieser ist eine sandige Anhöhe zwischen dem Dorf Prieros und dem Wanderstützpunkt. Früher war der Schadliska-Berg von Prieros nur durch eine sumpfige Niederung getrennt, denn die Dahme floß weiter südlich in die Huschte. Das war natürlich ein idealer Siedlungsplatz, rings umgeben von Wasser und Sumpf. Seine Bewohner slawische Bauern und Fischer gaben ihn aber als Siedlungsgebiet auf und vereinigten sich mit den deutschen Kolonisten. Wann das geschehen ist, läßt sich schwer feststellen. Daß Wenden und Deutsche friedlich nebeneinander wohnten, geht aus der Tatsache hervor, daß vor 300 Jahren deutsch und wendisch in Prieros gesprochen wurde, wie aus einer späteren Urkunde ersichtlich ist. Slawische Flurnamen haben sich bis heute erhalten. Die von A. Breithor und auch später gemachten Funde sind im Heimathaus zu besichtigen.
Leider kann ich nicht eine lückenlose Geschichte von Prieros bringen, denn wer kümmerte sich schon um die "Unterthanen\" eines kleinen Bauern- und Fischerdorfes.
Eine Geschichtszahl ist aus jener Zeit aber noch erhalten. Weiter auf Seite 2»
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