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Dolgenbrodt: Das Gut und die Bösen

12. November 2001 Es war ein prächtiger Besitz, den die Familie Specht in Dolgenbrodt bewohnte. Doch die Nazis zerstörten das Glück - und die Dorfgemeinschaft bediente sich. Nun kämpft der Sohn um die Rückgabe


Dolgenbrodt, ein Dorf, 60 Kilometer von Berlin entfernt. 350 Einwohner, zwei Gasthäuser, keine Geschäfte. Still ist es hier an diesem Novembertag, kein Mensch auf der Straße, nur ein paar Gardinen bewegen sich verräterisch hinter den Scheiben. Plötzlich ist dieses Auto da. Eine Frau steigt aus, stellt sich kurz vor und erspart sich alle Floskeln. »Ich bin Gerlinde Hake, die Bürgermeisterin, und will Ihnen sagen: Die Bewohner hier warten auf das Gerichtsurteil, und sie wollen, dass es bald kommt, damit wieder Ruhe einkehrt.«

Dolgenbrodt hat die Geschichte eingeholt. Das Dorf ist in Lauerstellung: Entscheidet das Bundesverwaltungsgericht gegen den Ort und spricht damit dem früheren Dolgenbrodter Eberhard Specht ein Stück Land zu, das mehr als die Hälfte des Dorfes umfasst? Das wären 300 Hektar - fast so groß wie 600 Fußballfelder. Die meisten Grundstücke im Ort gehörten früher zum Gut Dolgenbrodt. Das war im Besitz der Familie Heinrich Specht, die in den letzten Kriegstagen eine Tragödie besonderen Ausmaßes durchlitt. Geblieben ist ein verwildertes, vernachlässigtes Grab auf dem Friedhof. Doch nach Jahrzehnten des Verdrängens rücken die Ereignisse nun noch einmal ins Licht.

Wo die Partei in Partylaune war

Der Ort Dolgenbrodt, der so sehr auf die Rückkehr der Ruhe wartet, hat eine Geschichte, die man aufgrund seines dörflichen Charakters gar nicht vermutet. Hier verbrachten Berliner Nazigrößen ihre Wochenenden, hier feierten beinahe übergangslos die neuen Machthaber von SED und Staatsmacht fröhlich weiter. Dolgenbrodt ist auf einer Landzunge gebaut, die in den Fluss Dahme und den Langen See hineinragt, ein Idyll, das jahrzehntelang Bauherren aus dem nahen Berlin auf den Datschenplan rief. Alte und auch nicht ganz so alte Dolgenbrodter reden noch heute von den Wachposten und den gepanzerten Limousinen, die das Dorf umstellten, wenn Partei und Macht in Partylaune waren. In die Öffentlichkeit geriet Dolgenbrodt aber erst 1992, als bekannt wurde, dass durch die Anstiftung eines Blumenhändlers und mit der Unterstützung des halben Dorfes ein Asylheim niederbrannte und alle Welt glaubte, es seien junge, tumbe Neonazis gewesen. Und heute hat das Dorf wieder ein Problem: Wie soll es damit umgehen, dass dramatische Ereignisse von gestern plötzlich seine Zukunft bestimmen könnten? Eine kleine Welt gerät ins Wanken - durch Rückübertragungsansprüche aus dem fernen Brasilien. Absender ist Eberhard Specht. Er ist 85 Jahre alt.

Die Geschichte der Familie Specht wurde von einem tragischen Schicksal bestimmt. Eberhard Specht kommt als 5-Jähriger gemeinsam mit seiner Schwester Helga auf das Gut Dolgenbrodt. Sein Vater Heinrich, ein Holzhändler, und seine Mutter Badana haben in den zwanziger Jahren das Stück Land erworben, auf dem nicht nur fabelhafter Wald, sondern auch ein Gutshaus steht, das von den Dorfbewohnern nur »das Schloss« genannt wird. Ein herrschaftliches Haus, ähnlich dem Stil wilhelminischer Bauten in Berlin, gebaut aus hellem Sandstein, verziert mit Putten und Stuck.

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