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Dolgenbrodt: Das Gut und die Bösen (Fortsetzung)

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Das Haus ist der wirtschaftliche Mittelpunkt des Dorfes. Das Gut beschäftigt viele Menschen, der Handel mit Holz, Milch und anderen landwirtschaftlichen Gütern blüht. Martha Rudolph, eine frühere Nachbarin der Spechts, erinnert sich: »Eine nette Familie, die mit allen redete und im Dorf recht beliebt war.«


Doch mit den Nazis kommt auch der staatsgeschürte Hass auf die Juden. Durch die Nürnberger Rassegesetze 1935 gilt Badana Specht als »Volljüdin«, ihre Kinder werden zu »Halbjuden«. Schleichend wie Gift wirkt dieses Gesetz auch nach Dolgenbrodt hinein. Aufträge von Reichspost und Reichsbahn bleiben aus, Bezugsscheine für Saatgut und Kraftstoff werden der Familie verweigert. Die Familie gerät zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Nach rassistischer Hetze nimmt Heinrich Specht seinen Sohn Eberhard, im Dorf nur Hardy genannt, vom Gymnasium im nahe gelegenen Königs Wusterhausen. Als Heinrich Specht 1939 das Gut verkaufen will, um zur Familie seiner Frau nach Brasilien auszuwandern, verweigern die deutschen Behörden ihre Zustimmung. Um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern, verpachtet der Vater Grundstücke am Wasser an wohlhabende Berliner.

Wochenendsiedlungen entstehen, die noch heute existieren: dunkle Holzhäuschen, Fertigteilhäuser, auch Gebäude aus rotem Klinker. Dass Specht seine Grundstücke damals auch Nazifunktionären anbietet, die freudig zugreifen, weil sie das Idyll des Wasserdorfes schätzen, führt zu allerlei Spekulationen. Als immer mehr junge Männer aus dem Dorf in den Krieg ziehen müssen, Hardy aber als »Halbjude« nicht eingezogen wird, schlägt die Stimmung im Dorf um. Neid kommt auf. »Plötzlich waren auch wir schlecht angesehen«, sagt Martha Rudolph, »weil wir trotzdem zu den Spechts hielten.« Nur sehr wenige wollen bemerkt haben, wie die Nazischlinge immer enger um die Spechts gezogen wurde. »Das Leben lief für die Spechts genauso ab wie für andere im Dorf«, sagt Hans-Jürgen Schwandt, der seit den dreißiger Jahren in Dolgenbrodt wohnt, »sie hatten doch alle Freiheiten, zu tun, was wir auch tun konnten. Vielleicht hätten sie sich diesen furchtbaren Stern anstecken müssen, wenn sie das Dorf verlassen wollten, aber sonst ...«

Als im November 1944 die Deportation der »Mischlinge ersten Grades« beginnt, wird Eberhard Specht als Zwangsarbeiter in ein KZ-Außenlager von Buchenwald interniert und in einen Steinbruch geschickt.

Eberhard Specht, der nun seit mehr als einem halben Jahrhundert im brasilianischen São Paulo lebt, erinnert sich. Er ist ein groß gewachsener, dünner Mann, mit noch dichtem schwarzen Haar und dem kämpferischen Willen, dass deutsches Recht von heute das deutsche Unrecht von damals sühnen möge. »Die Bedingungen im Lager waren katastrophal. Ich habe mich bei der Steinbruchleitung beschwert. Ein Offizier sagte zu mir: \'Specht, wenn Sie nicht aufhören, sich zu beschweren, bringe ich Sie dorthin, wo Sie hinge- hören ...\'« Eberhard Specht entkam den Gaskammern, weil sein Vater ihm zur Flucht verhalf. »Ich schlug mich nach Berlin durch und arbeitete, getarnt als oberschlesischer Flüchtling, in Berlin-Neukölln. Jeden Abend Luftangriffe. Dann stürzte das Haus über uns zusammen, und wir saßen im Keller darunter.« Seine Familie mütterlicherseits nahm ihn auf, als er nach Kriegsende auf abenteuerlichem Weg aus Deutschland fliehen kann.

Heinrich Specht, der mit der weit verzweigten Widerstandsbewegung Freies Deutschland sympathisiert, versteckt in den letzten Kriegstagen flüchtige Flakhelfer auf seinem Gut. Als sich wieder einmal eine Gruppe Fahnenflüchtiger zu ihm durchschlagen will, werden sie von einer Gestapo-Streife aufgetrieben. Am 13.

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