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17 Wörter und keins gelogen

Im brandenburgischen Blossin trainierten Jugendliche Zivilcourage

20. Dezember 2002 Wer nach Blossin will, kommt an Dolgenbrodt nicht vorbei. Stimmt, sagt Olaf, Soziologe und Mitarbeiter eines Bildungsteams, das in Blossin ein Zivilcourage-Training für Jugendliche durchführt. Dolgenbrodt ist ein Dorf südlich von Berlin, in dem vor zehn Jahren, am 1. November 1992, ein bezugsfertiges Asylbewerberheim abbrannte. Einwohner hatten die Brandstiftung in Auftrag gegeben und Geld dafür gesammelt. Die Rechnung ging auf: kein Heim, keine Rumänen, Zigeuner oder Afrikaner. Dolgenbrodt liegt nebenan. Wenn Tobias oder Thomas aus dem Fenster gucken, sehen sie den gleichen grauen Himmel, die hohen Kiefern, den See, auf den der Regen platscht. Ohne es zu wissen, reden die Schüler über das, was damals passierte und immer wieder auch an anderen Orten vorkommt: über Rassismus und die Situation von Flüchtlingen, über Intoleranz, Ausgrenzung und restriktive Gesetze.


Deutschlandweit ist die Zahl der gewaltbereiten Rechten im vergangenen Jahr gestiegen. Nicht übersehbar ist das sich im Alltag einnistende Gemisch von direkter Gewalt und dumpfen Parolen. Es muss schon ein Mord sein wie in Potzlow, um den Kordon der Gewöhnung zu durchbrechen. Entsetzen treibt Politiker an den Tatort. Es gibt keine Erklärung, außer dass die jugendlichen Täter Neonazis waren. Erklärt das etwas? Wann hat das angefangen? Hat keiner etwas bemerkt? Fragen wie Seziermesser. Antworten signalisieren weitere Gefahr – die nächste Tat lauert irgendwo. In Blossin treffen sich Anfang Dezember junge Leute, die das nicht hinnehmen. Die lernen wollen, sich gegen rechte Übergriffe zu wehren und gegen den braunen Ideologiemüll. Gewaltfrei, mit Wissen und Argumenten. Sie besuchen ein Training für Selbstbewusstsein, Mut und Zivilcourage, organisiert vom internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund (IBB) und dem Bildungsteam Berlin-Brandenburg Etwa 80 Jugendliche sind gekommen.

Olaf, einer der Trainer, hat circa 20 Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren in seiner Gruppe. Das Alter der Gewissheiten und Ungewissheiten, des schnellen Meinungswechsels und des kategorischen Imperativs. Ihre Fragen sind moralische Suchsonden. Warum ist nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts der Einkaufschip oder der personengebundene Gutschein für Deutsche menschenunwürdig, aber für Asylbewerber gang und gäbe? Warum tauschen Schröder oder Schily nicht einmal die Rollen mit Flüchtlingen? Warum wird nicht schon in der siebten Klasse die Nazizeit gründlich behandelt?

Es ist Samstagnachmittag und das Ende der Diskussion nicht abzusehen. Seit neun Uhr sitzen sie, haben über Definitionen nachgedacht – „Rassismus ist ein Verhältnis, das hergestellt wird“ – und einen Verfassungsbruch registriert, denn die Residenzpflicht für Asylbewerber steht im Widerspruch zum Grundsatz der Reise- und Bewegungsfreiheit.

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