Entstehung der Landschaft um den Wolziger See
4. Mai 1986 Der nachstehende Text stammt vom langjährigen Wolziger Ortschronisten Gerd Tschechne und erschien 1986 in der Broschüre „Wolzig und seine Umgebung“. Heidesee Aktuell druckt ihn mit freundlicher Genehmigung des Autors ab.
Die Landschaft um den Wolziger See wird geographisch der Storkower Tal-Ebene zugeordnet, die wiederum einen Abschnitt innerhalb des Berliner Urstromtales einnimmt. Eine wechselvolle Oberfläche mit der ihr eigenen Vegetation macht diese Landschaft sehr reizvoll. Es wechseln auf relativ kurzen Entfernungen große und kleine Seen reit größeren, hügeligen, mit Kiefern bestandenen Sandflächen, mit Niederungsböden, die entwässert als Wiesen, Weiden und auch als Ackerland dienen und mit kleinen verhältnismäßig fruchtbaren Hochflächen ab.
Es handelt sich hier um ein auf kleinstem Raum stark gegliedertes Glazialrelief, das einer näheren Betrachtung bedarf. Diese Oberflächengestalt der Landschaft um den Wolziger See ist verhältnismäßig jung. Sie wurde im Wesentlichen in dem Zeitraum zwischen 30.000 und 9.000 vor unserer Zeit durch das Inlandeis der letzten Vereisung, der „Weichseleiszeit“, geformt. Außerdem wirkten an der Gestaltung der Oberfläche die Schmelzwässer sowie der Wind der Nacheiszeit (Postglazial) entscheidend mit. Oberflächenreste älterer Kaltzeiten (Glazialzeiten), die sich mit ihren Eismassen über unsere Landschaft südwärts hinweg schoben, sind nicht mehr erhalten geblieben.
Während der „Weichseleiszeit“ schoben sich riesige Inlandeismassen, die über 1.000 Meter hoch waren, aus dem östlichen Skandinavischen Gebirge weit nach Mitteleuropa hinein. Die äußerste südliche Eisrandlage dieses weichselkaltzeit!ichen Inlandeises befand sich etwa 20 Kilometer südlich vom heutigen Wolziger See entfernt und wird gekennzeichnet durch die Orte Genthin – Brandenburg – Beelitz – Luckenwalde – Sperenberg – Teupitz – Lieberose. Dort blieb für einen längeren Zeitraum der Eisrand fast stationär. Diese Situation wird als „Brandenburger Stadium“ bezeichnet.
Während des „Brandenburger Stadiums“ wechselten wiederum in sehr kurzen Intervallen Warmzeiten mit Kaltzeiten ab, so daß der Eisrand in jeder Warnzeit nur wenige Kilometer zurück schmolz und in der darauf folgenden Kaltzeit wieder vordrang. Dieser Vorgang des geringen Vor- und Zurückgehens des Eisrandes wird Oszillation genannt.
Jede Warmzeit war im Temperaturdurchschnitt etwas wärmer als die vorhergegangene. Hinzu kam noch eine immer kürzere Zeitabfolge der Oszillationserscheinungen, so daß in den relativ kurzen Kaltzeiten das Inlandeis nur geringfügig vorstieß, aber niemals die vorher eingenommene Eisrandlage erreichte. So kam es in der Rückschmelzphase des „Brandenburger Stadiums“ zu fünf Eis-Stillständen und wieder zu geringfügigen Eis-Vorstößen, die zur Ausbildung mehrerer „Rückzugsstaffeln“ (Endmoränengürteln) führten. Und so eine „Rückzugsstaffel“ verlief über den Raum des Wolziger Sees mit seiner Umgebung. Sie wird als „Wannsee-Storkow-Staffel“ bezeichnet.
Bei jeder Oszillation wurde lockeres Gesteinsmaterial entweder am Grunde des Eises zermahlen, zerdrückt, zerrieben oder vor der Eismasse hergeschoben, aber auch beim Abschmelzprozeß durch das Schmelzwasser nach Korngrößen sortiert und weggespült. Beim Vorrücken des Eises wurde dieses lockere Gesteinsmaterial des Eisuntergrundes zu Endmoränen zusammen geschoben bzw. auch nur örtlich aufgestaucht. So eine örtliche Aufstauchung von angehäuften Sanden finden wir im Bergmassiv des Kolbergs (94 Meter über Normalnull.
Der Kolberg ist ein markanter „Eckpfeiler“ der „Wannsee-Storkow-Staffel“ und gut erhalten geblieben. Dagegen sind infolge der starken Schmelzwasserentwicklung in den relativ kurzen Warmzeitperioden des „Brandenburger Stadiums“ die Sande der Endmoränen fortgespült und dadurch die Endmoränen häufig zerstört worden. Eine Rekonstruktion der Staffellinien ist somit sehr schwer. Sie wurde oft durch die strukturelle Methode festgelegt. So gibt es noch keine Übereinstimmung im genauen Staffellinienverlauf des „Brandenburger Stadiums“.
Zur Zeit der Maximalausdehnung des „Brandenburger Stadiums“ lag die Hauptabflußbahn der Schmelzwässer im Baruther Urstromtal. Die dann immer weiter nach Norden zurück geschmolzenen Eisrandlagen mit ihren örtlichen Oszillations-Erscheinungen hinterließen kleinere Endmoränen und Aufstauchungen, schufen aber auch für das abfließende Schmelzwasser neue Abflußbahnen. Die zerstörende Kraft des fließenden Wassers konnte nun die Endmoränen dezimieren, sogar teilweise zerstören bzw. Weiter auf Seite 2»
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