Der Wolziger See (Fortsetzung)
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Seit einigen Jahren wird auch die industriemäßige Fischproduktion in Netzkäfigen, die sich in Schwimmanlagen am Westufer in der Nähe Blossins befinden, betrieben. Es wird so eine jährliche Produktion von 100 Tonnen Karpfen und 50 Tonnen Forellen im Wolziger See erreicht.
Der Deutsche Anglerverband mit seinen Ortsgruppen Wolzig und Friedersdorf erhält jährlich von der Fischereigenossenschaft „Dahmetal“ Angel-Berechtigungskarten für den Wolziger See. Die Vorstände der Ortsgruppen geben diese Karten an ihre Mitglieder aus. Es ist selbstverständliche Pflicht eines Angelkarten-Besitzers, die für den See geltenden Angel-Bestimmungen einzuhalten. Das Angeln ahne Berechtigungs-Karte ist verboten.
Der Wolziger See war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein staatliches Eigentum. Er wurde vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm III., an Privathand verkauft. Nach dem zweiten Weltkrieg (1945) wurde der See Volkseigentum, die Fischerei auf ihm verpachtet. 1958 bildete sich aus der privaten Fischerei die Fischerei-Genossenschaft werktätiger Fischer „Aurora“, heute „Dametal“. Sie betreibt neben der Fischerei eine Rohrflechterei, Nerz- und Entenzucht sowie Entenmast.
Der Wolziger See diente in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorwiegend als Durchgangs-Gewässer. Ist von ihm die Rede, dann wird der erfahrene Ruderer und Segler mit erhobenem Zeigefinger von ihm sprechen. Wieso? Weil der See schon bei heftigem Wind Gefahren in sich birgt, geschweige erst bei Sturm. Schon mancher Tollkühne, aber auch Unwissende, fand in ihm den Tod. Um welche Gefahren handelt es sich?
Der See mit seiner fast runden Form ist bei stärker aufkommendem Wind durch seine Wellen (die alten Wolziger sprachen „Wachten“) nicht ungefährlich. Jede neunte Weile (die „Hollwacht“) ist bei Sturm größer als die vorangegangenen acht Wellen. Schlagen sie an den dichten Schilfgürtel, dann fallen die acht aufeinander folgenden Wellen „in sich“ zusammen, während die neunte Welle, die „Hollwacht“, zurückkehrt, wobei sie alle acht vorangegangenen Wellen überschlägt. Befindet sich an diesem Ort ein Ruderboot oder ein kleiner Kahn, kommt es in den meisten Fällen zum Kentern. Es sind schon mehrere Wassersportler durch die „Hollwacht“ ein Opfer des Sees geworden. Darum gilt in Wolzig die Mahnung: „Nimm dich in acht vor der Hollwacht!“
Der Wolziger See ist eine Wetterscheide, welche die Wolziger Bauern alt um den heiß ersehnten Regen bringt. Die Gewitter, es handelt sich hier um Hitzegewitter, kommen in der Regel aus Westen. Gelangen die Gewitterwolken an das Westufer des Wolziger Sees, dann findet eine Stockung statt, und sie streben am Westufer entlang nach Süden, da die kühlere Luft über dem Wolziger See ablenkend wirkt. Da der Kolberg auch ein Hindernis bildet, wird er umgangen, und das Gewitter zieht nach Südosten hin. Für die Wolziger bleibt aber der Regen aus. Da heißt es dann in der Folge recht oft, nach dem Kolberg zu blicken. Weiter auf Seite 5»
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