Dolgenbrodt: Brandstifter wurde bezahlt
Elektromeister gibt Geldübergabe zu, Weiterer Mann verhaftet
1. Februar 1997 Der Verdacht, Bewohner des südlich von Berlin gelegenen Dorfes Dolgenbrodt hätten Jugendlichen Geld gezahlt, damit sie das bezugsfertige Asylbewerberheim anzünden, hat sich jetzt bestätigt. Gerd G. gab am Donnerstagabend bei seiner Vernehmung zu, einem der Brandstifter Geld gezahlt zu haben.
„Das Klima im Dorf für einen Brandanschlag war da“, sagte Richter Klaus Przybilla am letzten Verhandlungstag des ersten Dolgenbrodt-Prozesses im Juni 1994 vor dem Potsdamer Landgericht, bei dem der als Brandstifter angeklagte Silvo J. aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde. Weder die 260 Dolgenbrodter noch die zumeist aus Berlin stammenden Datschenbesitzer hätten die Asylbewerber gewollt. „Und der Wille der Mehrheit im Dorf ist pünktlich vollstreckt worden.“
In der Nacht des 1. November 1992 brannte das Asylbewerberheim. Unmittelbar bevor 80 Flüchtlinge aus Afrika einziehen sollten. Der Wachschutz war nicht vor Ort, die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr hörten die Sirene nicht oder zu spät. Schon damals war ein Ermittlungsverfahren wegen Brandstiftung gegen Unbekannt im Gange. Silvio J. hatte behauptet, von Dorfbewohnern mehrere tausend Mark für die Tat gezahlt bekommen zu haben. Doch erst vor zwei Wochen kam wieder Bewegung in das Verfahren.
Am Donnerstagabend hat ein Beschuldigter den Verdacht bestätigt. Der Dolgenbrodter Elektromeister Gerd G., der bis 1993 im Gemeinderat saß, habe vor dem Haftrichter zugegeben, dem Täter damals eine Zuwendung gemacht zu haben, sagte am Freitag Eugen Larres von der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder). An die Summe könne der 48jährige sich nicht erinnern. Das Geld sei erst nach dem Anschlag gezahlt worden, G. habe die Zahlung aber vorher in Aussicht gestellt. Er werde \'ne Runde ausgeben, habe G. zu Silvio J. gesagt, so Larres. G.s Darstellung über die Tatbeteiligung sei so verworren gewesen, daß von einem Geständnis keine Rede sein könne, sagte Staatsanwältin Petra Marx. Nur ein Geständnis könne aber vom Gericht als entlastend honoriert werden. G. sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Am Donnerstag wurde ein weiterer Dolgenbrodter festgenommen. Dem 45jährigen Hans-Jürgen S. Weiter auf Seite 2»
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