Die Gesteine unserer Feldmark
von Gerd Tschechne
30. August 2003 Mit dem Auto aus Friedersdorf kommend, muss ich am Dorfeingang in Blossin die glatte asphaltierte Straße verlassen und über das Kopfsteinpflaster ins Dorfinnere hoppeln. Die gleichmäßig und ruhig rollende Fahrt wird durch ein plötzlich auftretendes und anhaltendes Vibrieren im Auto abgelöst. So macht sich mir jäh der unterschiedliche Straßenzustand bemerkbar.
Die Betrachtung des Straßenpflasters ergibt, dass die unterschiedliche Pflasterung mit kindskopfgroßen und in verschiedenen Farben glänzenden Gesteinen die Ursache ist. Dieses Kopfsteinpflaster, im 19. Jahrhundert in unseren Dörfern zur Straßenbefestigung verwandt, stellt die beste Straßenbefestigung seiner Zeit dar und blieb bis in die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts als beinahe unzerstörbar erhalten. Der ständige Verkehr, der über diese äußerst haltbaren Gesteine nun schon bald ein Jahrhundert rollt, hat die Gesteinsoberfläche so glatt geschliffen, als sei sie poliert worden.
Dieses Kopfsteinpflaster besteht vorwiegend aus Graniten, deren Bestandteile durch die "Politur" sehr verschwommen sichtbar werden. Treffen in den Abendstunden die Sonnenstrahlen in einem spitzen Winkel auf die polierten Gesteine des Straßenpflasters, dann spiegelt sich das Sonnenlicht grell in ihnen wider, so dass ich, über diesen Straßenabschnitt fahrend, unangenehm geblendet werde.
Der Blossiner Kanalbrücke mich nähernd, fahre ich über ein anderes granitenes Straßenpflaster. Es besteht aus gleichgroßen und würfelförmigen Gesteinen, die alle eine unterschiedliche kristalline Zusammensetzung aufweisen. Hier handelt es sich um einen Granit aus den Lausitzer Steinbrüchen, der zu diesen Quaderformen gesägt wurde. Diesen grauen Granit finden wir in unserer Feldmark nicht.
Gesteine unserer Feldmark
Ein von mir den in Wolzig weilenden Urlaubern empfohlener Wanderweg führt an der Blossiner Heide vorüber. Auf der einen Seite des Weges dehnen sich die leicht ansteigenden Ackerflächen der Blossiner Höhe aus, wogegen sich auf der anderen Seite auf sandigem Boden ein Kiefernforst erstreckt. Auf den frisch gepflügten Feldern liegen in großer Anzahl faust- bis kopfgroße "Feldsteine". Sie sind beim Pflügen durch die Pflugschar zur Oberfläche gelangt. In den letzten Jahren wurden besonders viele Gesteine aus den tieferen Schichten des Bodens an die Oberfläche gepflügt. Die Zugkraft der Traktoren ist stärker geworden, wodurch wiederum die Pflugschar tiefer in den Boden eindringt und somit tiefer im Boden liegende Gesteine an die Oberfläche befördert. Diese so genannten "Feldsteine" werden abgelesen und am Waldrand zu Steinhaufen aufgeschüttet. Vereinzelte größere "Feldsteine" werden mit dem Traktor zum Waldrand geschleift, wo sie sich alle sehr gut betrachten lassen. Der Regen hat die anhaftenden lehmig-sandigen Bestandteile abgespült. Trotzdem erhalten die Steine kein brilliantes Aussehen. Sie wirken weiter schmutzig-grau. Die Spuren der Verwitterung sind an ihnen unverkennbar.
Ich schlage mehrere faustgroße Gesteine gegeneinander, sie platzen auseinander, und ein unverfälschtes Bild der ursprünglichen Gesteinszusammensetzung strahlt mir farbenprächtig in vielen Kristallen entgegen.
aus: "Wolzig und seine Umgebung - Entstehung der Landschaft. Der Wolziger See. Granite um uns.", Gerd Tschechne, 1986
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