Die Rauener Steine
1. Januar 1986 Der nachstehende Text stammt vom langjährigen Wolziger Ortschronisten Gerd Tschechne und erschien 1986 in der Broschüre „Wolzig und seine Umgebung“. Heidesee Aktuell druckt ihn mit freundlicher Genehmigung des Autors ab.
Die größten Findlinge in unserer Umgebung liegen auf den Rauener Bergen in 150 in Höhe. Sie sind als Rauener Steine bzw. auch als Markgrafensteine bekannt geworden, wahrscheinlich nach dem Markgrafen Hans von Küstrin benannt, der 1555 die Herrschaft Beeskow-Storkow kaufte. Diese Steine sind ein beliebtes Ausflugsziel; denn sie erscheinen fremdartig in unserer Umgebung. Ist es nun wirklich so?
Sogar Goethe interessierte sich für diese Steine. Er machte sich Gedanken über ihre Herkunft, denn es mutet eigenartig an, auf einem Berg zwei große Steine zu finden, die überhaupt nichts mit dem sandigen Material des Berges zu tun haben. Goethe versuchte in seiner Arbeit „Umliegende Granite. Kälte.“, die er 1816 schrieb, die Herkunft der Steine so zu deuten: „Mir mache man aber nicht weis, daß die in den Oderbrüchen liegenden Gesteine, daß der Markgrafenstein bei Fürstenwalde weit hergekommen sei; an Ort und Stelle sind sie liegengeblieben, als Reste großer in sich selbst zerfallener Felsmassen.“ Und wie sie dort hingekommen sind, versuchte Goethe so zu beantworten: ... bringen uns die Granitblöcke auf dein Eise von Norden her.“
Mit dieser Deutung ist er Anhänger der triftenden Eisschollentheorie, die dann 1875 vom schwedischen Geologen Torell durch die entdeckten Gletscherschliffe auf dem Rüdersdorfer Muschelkalk widerlegt wurde: Torell begründete damit die Inlandeistheorie (Glazialtheorie). Somit sind die Steine durch die enorme Kraft des Gletschereises zu uns gelangt.
Jedenfalls waren diese Findlinge, der Geograph spricht von erratischen Blöcken, weit im Lande bekannt, so daß auch Theodor Fontane eine seiner Wanderungen zu diesen Steinen unternahm. Nachdem er sie sah, schrieb er: „Das sollte nun einer der berühmten Markgrafensteine sein, eines der sieben märkischen Weltwunder! Ich hatte mir diese Steine halb memonssäulenartig oder doch wenigstens als ein paar von der Natur gebildeten Riesenobelisken gedacht und sah nun etwas Zusammengekauertes daliegen, das genau den Eindruck eines toten Elefanten auf mich machte.“
Wir kennen drei Steine, von denen einer ganz verschwunden ist. Er lag zwei Kilometer km südlicher von den erhaltenen „großen“ Steinen. Er wurde zu Säulen verarbeitet, und zwar zur Viktoria-Säule auf dem Belle-Alliance-Platz, der Adlersäule vor dem Schloß und zur Siegessäule im Babelsberger Park (nach Klöden 1832). Von den beiden Rauener Steinen ist der größte 1827 in drei Teile gespalten worden. Das mittlere Stück (80 Tonnen schwer) wurde auf Veranlassung des Baumeisters Cantian zu der großen Schale vor dem Alten Museum in Berlin verarbeitet. Sie hat einen Durchmesser von 6,90 Meter und faßt 44 Personen. Aus dem kleineren Teil wurden Tisch und Bänke gefertigt, die an der „Schönen Aussicht“ auf den Rauener Bergen aufgestellt wurden. Der übrig gebliebene Teil mißt 7,70 Meter Höhe (vor der Sprengung: 8,50 Meter hoch, 29,50 Meter im Umfang).
Der kleinere Rauener Stein ist unverändert erhalten geblieben. Seine Ausmaße: 3,70 Meter über der Erde, zwei Meter stecken noch in der Erde, 21,60 Meter Umfang. In einem halben Meter Hölle weist er eine ein Meter breite, glatte und flache Hohlkehle auf, die sich um den Stein herumzieht. Nach dem Geologen Prof. Wahnschaffe ist diese Erscheinung auf Windschliffe zurückzuführen. Nach der Eiszeit soll während der Tundrazeit der Wind durch mitgeführten Sand wie ein Sandgebläse diese Hohlkehle geschaffen haben, wogegen Prof. Solger diese Hohlkehle auf Auskehlung durch scheuernde Wirkung geschiebeführender Gletscher-Eismassen zurückführt.
Wir haben es bei den Rauener Steinen mit einem grobkörnigen Granit in rötlicher Farbe zu tun. Weiter auf Seite 2»
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