Die Rauener Steine (Fortsetzung)
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Untersuchungen des Gesteins ergaben folgende Zusammensetzung: Neben den uns bekannten graniten Bestandteilen Biotit und Kalifeldspat (Orthoklas), – es handelt sich hier um einen Kalifeldspat, der den Namen Mikrolin erhielt –, dessen rötliche Kristalle bis zu sechs Zentimeter Länge und drei Zentimeter Breite aufweisen, tritt Plagioklas, statt reinem Quarz, in weißgrünlicher Farbe auf. Außerdem ist noch etwas rotbrauner Titanit enthalten.
Besonders durch Plagioklas, aber auch durch Tinatit, beide verbreitet als Gemengteile in Eruptivgesteinen, wird der Granit auch als gneisartiger Granit bezeichnet. Nach eingehender mikroskopischer Untersuchung kamen andere Geologen zu denn Schluß, daß es sich um einen mittelkörnigen porphyrartigen Granit handelt. Hieraus ist ersichtlich, wie vielgestaltig der Granit sein kann und wie schwer es ist, ihn zu benennen. Über dreißig markante Granitarten werden in unserer Umgebung bei den Findlingen unterschieden.
Abschließen möchte ich meine Ausführungen zu den Graniten mit einer uns überlieferten Sage von diesen Findlingen in den Rauener Bergen. Viele Sagen sind uns erhalten geblieben, aber die bekannteste von diesen lautet:
Am ersten Pfingsttage war es an vielen Orten der Mark und auch in Kauen Brauch, daß den Kühen derjenigen Magd, welche ihr Vieh am Morgen zuletzt auf die Weide getrieben hat, ein bunter Kranz umgehängt wurde, und man sagte dann schlechthin, sie habe die „bunte Kuh“ bekommen, was gewöhnlich für eine große Schande gehalten wurde. So hatte denn auch einmal die Tochter eines Müllers aus Rauen die Zeit verschlafen, und als sie ihre Kühe hinaustrieb, waren die der anderen schon längst draußen. Das ging ihr so zu Herzen, daß sie anfing, bitterlich zu weinen und sich „verwünschte“, daß ihr solches geschehen sei. Nun hatte aber der Teufel schon von alter Zeit her in dem Markgrafenstein sein Schloß und stand gerade, als das Mädchen ihre Verwünschungen ausstieß, oben auf demselben; da flog er schnell hinab, packte sie und führte sie mit sich in den Stein, wo sie bis zum jüngsten Tage sitzen sollte, und wo man ihr klägliches Gewinsel oft genug gehört hat. Ihr Bräutigam, der ein junger Müllerbursche war, hat sie zwar, als er ihr trauriges Los erfuhr, zu retten versucht und den Stein mit gewaltigen Hammerschlägen sprengen wollen; es ist jedoch nicht gelungen. Rings um den Stein sah man aber noch lange nachher die tiefen Löcher, die er mit seinem Hammer hineingeschlagen.“
Andere behaupten, die Müllerstochter kann erlöst werden, wenn man siebenmal, ohne Luft zu holen, um den Stein läuft.
Gerd Tschechne, 1986
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