17 Wörter und keins gelogen (Fortsetzung)
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Da muss man nun durch. Die letzte Phase des Trainings beginnt: Ideen und Projekte entwickeln, Präsentation nach dem Mittag. Nick und Aline warten im „Aquarium“, der Empfangs- und Organisationszentrale für das Trainingswochenende.
Bad Freienwalde also. Eine nette adrette Kleinstadt mit Handwerk, Kurbetrieb, kaum Industrie, Arbeitslose, italienische Restaurants, vielleicht ein Pub. In Bad Freienwalde ist es nicht anders als sonst wo. Es gibt eine rechte Szene. In manchen Stuben das passende Requisit, ein paar Hinterhöfe, „wo die Party machen“, Accessoires der Aggression am Nazi-Jäckchen. Gewalt kleidet sich gern uniform. „Ja, Nazis kommen öfter vor.“ Zögerlich bestätigen es die beiden Schüler. Wer sagt schon gern über sein Zuhause, dass es auch stinkt.
Vor etwa einem Jahr entstanden dort aus einem Projekt des Gymnasiums die „Bunten Schafe“. Ein Schülerteam, das mit Theater, Spielen, Comic und Video „Aufklärung an Grundschulen gegen Ausgrenzung und Gewalt“ betreibt. Bei den Kleinen kommt das gut an. Nick lehnt sich zufrieden zurück, kann ein leichtes Lächeln kaum zurück halten. Najaa, er kennt sie von seiner Mutter, die in einer der Klassen unterrichtet, durch die die „Schafe“ immer ziehen. Ein buntes Trüppchen, das gegen verschwiemelte Deutschtümelei und die drögen Bünde von braunen Kameraden vorgeht. Die wollen mit den alten simplen Sprüchen Nachwuchs rekrutieren. Man kennt sich oder den Freund vom Freund oder hat Langeweile. So fängt es manchmal an.
„Da muss man eben aufpassen und was tun.“ So einfach ist das? Nicht ganz. Ein paar Gedanken müsse man sich schon machen, sich was einfallen lassen. Sich beispielsweise mit Asylbewerbern treffen, ihre Situation kennen lernen, ihre Ängste und ihre Freude, reden, feiern. Da gäbe es eine ganze Menge. „Gemeinschaft mit, nicht gegen andere. Weiter auf Seite 4»
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